Atlantikwall Belgien und Frankreich

Veröffentlicht am 31. Juli 2024 um 17:34

Belgien und Frankreich an der Nordseeküste, das war der Plan für den Sommerurlaub. Das neue Wohnmobil kam dann spitz auf Hacke zum Urlaubsbeginn und wir verbrachten erst einmal einige Tage mit einrichten und einräumen. Einrichten hieß ein paar Dinge nach unseren Vorstellungen zu verändern. Somit war die erste Urlaubswoche mit Arbeit vollgepackt.

Zu Beginn der zweiten Woche starteten wir dann Richtung Belgien. Das erste geplante Ziel war Knokke-Heist um dort ein paar entspannte Tage am Meer zu verbringen.

Unterwegs mussten wir dann aber feststellen, dass die, nicht von uns getestete, Toilettenkassette defekt war. So richtete sich unser erstes Ziel nach Middelkerke, wo ein Thetford Toiletten Händler sein sollte.

Wir bekamen relativ schnell einen Platz auf einem der Campingplätze, die direkt in Middelkerke lagen. Und genauso schnell bekamen wir einen ersten Eindruck der belgischen Küste. Uh, das die Promenaden hier überwiegend brutal verbaut sind war uns so nicht klar. Es gibt hier unfasslich viele Bausünden aus den 60er - 70er Jahren. Ganz interessant an der Promenade sind aber die hier dargestellten Comic-Figuren. Belgien ist ja berühmt für seine Comics. 


Nach der ersten Übernachtung verließen wir den Platz wieder, da uns der Ort gar nicht gefiel, suchten den anvisierten Händler auf, erstanden eine neue Kassette und suchten dann nach einem naturnahen Campingplatz. Das war gar nicht so einfach, viele Plätze waren schon ausgebucht.

Aber schließlich hatten wir Glück und landeten auf dem Campingplatz Park Pollentier, wo wir drei Nächte buchten. Gänzlich ohne grün und total gequetscht standen hier Caravans und Wohnmobile. Der Stellplatz für Wohnmobile aber war neu gemacht und parzelliert.

Direkt nebenan liegt das Museum Atlantikwall Raversyde in den Dünen. Es handelt sich hierbei um eine Küstenanlage mit Bunkern und Tunneln des 1. und 2. Weltkrieges, welches wir am Folgetag besuchten.

 


Es handelt sich um original Bauten, die teilweise mit viel Liebe zum Detail mit Szenen und Darstellungen ausgestattet sind. Auch hier finden sich wieder Comics, die die Belgier auch über den Krieg begleitet haben. Einen Besuch hier können wir nur empfehlen. 


Den folgenden Tag gingen wir über die Dünen, etwa 250m , bis zur Strand-Tram. Diese fährt für kleines Geld die komplette belgische Küste entlang. Wir fuhren nach De Haan, ein Ort der sehr schön sein sollte. Wir wurden nicht enttäuscht. Hier gibt es viele schöne kleine Häuser, und Hotels aus der Zeit des Belle Epoque. Wer hier ein Haus kauft und renovieren möchte, muss sich dem Stil des Ortes anpassen. Außerdem gibt es viele Beete und Blumenampeln, die dem Ort einen freundlichen Stempel aufprägen. Selbst an der Promenade hat sich der Bauwahn in Grenzen gehalten. Ein wirklich schöner Ort.


Am folgenden Tag war es wieder Zeit für einen Ortswechsel und so fuhren wir nach Frankreich um La Coupole bei Helfaut zu besichtigen.

Hierbei handelt es sich ursprünglich um einen Raketenbunker, erbaut auf Befehl von Hitler um im 2. Weltkrieg von hier aus täglich bis zu 50 V2 Raketen nach London zu schießen.

Man betritt die Anlage durch den Gleistunnel. Hier erfährt man wie der Tunnel und die Kuppel gebaut wurden aber auch wieviele Zwangsarbeiter diese Arbeiten unter schlimmsten Bedingungen machen mussten.

Nach einer Weile kommt einem dann ins Bewusstsein auf wessen Spuren man sich bewegt und das ist schon eine außerordentliche Erfahrung. Mir war es wichtig immer wieder inne zu halten um in diese, sehr bedrückende, Vergangenheit zurück zuspüren. In der eigentlichen Kuppel angekommen gab es viele Exponate aus dem zweiten Weltkrieg zu sehen. Außerdem konnte man sich einen Film über die Besatzung an der französischen Küste ansehen, sowie einen Film über die Entwicklung der V1 und der V2 Rakete. Dank eines Pads, zum Einscannen an den einzelnen Stationen, mit Audioguide konnten wir uns alles auf deutsch erklären lassen. 

 


Im Anschluss gingen wir außerhalb des Geländes einen kleinen Pfad hinauf um die Kuppel noch einmal von außen in Augenschein zu nehmen. Gigantisch, monströs, mörderisch. Einziger Trost, die Alliierten haben diese Anlage vor Fertigstellung beschossen und so die Vollendung verhindert.


Nicht weit von Helfaut bei Eperlecques liegt "Das Blockhaus", eine weitere Anlage gebaut für den Zusammenbau und Abschuss von V2 Raketen. Auch diese Anlage wurde jedoch von den Alliierten so stark beschädigt wurde, dass er nicht fertiggestellt werden konnte. In der Anlage sollten 120  V2 Fakten gelagert, zusammengesetzt und gezündet werden. Errichtet wurde sie ebenfalls durch tausende Zwangsarbeiter, die sofern nicht vor Ort verstorben später deportiert wurden. Auch hier gab es Infos auf deutsch, viele Artefakte aus dem 2. Weltkrieg und wir konnten einen Teil des Bunkers betreten und besichtigen. Einen Besuch hier würden wir ebenso wie in La Coupole empfehlen. Allerdings ist bei Kindern Vorsicht geboten, da hier auch einige grausamere Darstellungen gezeigt werden.


Warum wir uns das angetan haben? Es darf nie vergessen werden. Nie darf vergessen werden was Größenwahn ist. Nie darf vergessen werden, was Menschen anderen Menschen antun. Nie wieder dürfen wir vergessen, das wir alle Menschen sind, die freundlich und respektvoll miteinander auf unserem Planeten Leben sollen.  Niemals! 


Aber auch wir brauchten jetzt etwas Abstand um unsere Gedanke und Eindrücke zu sortieren und fuhren an die Küste bei Bray-Dune um dort ein paar Tage am Meer zu verbringen. Doch auch hier gibt es noch einige Erinnerungen an den 2. Weltkrieg. Tatsächlich liegen hier mehrere Wracks die durch Beschuss versenkt wurden. Auch kleinere Bunker finden sich immer wieder am Strand.

Aber auch fröhliches hatte der schöne, breite Strand zu bieten.

Einen ganz netten Campingplatz fanden wir mit dem Camping du Perroquet, der parzelliert und schön grün bepflanzt war. hier wollten wir ein bisschen entspannen und die zweite Urlaubswoche planen. Aber es kam anders und wir mussten uns früher als geplant auf den Heimweg machen. Ce la vie, wie die Franzosen so schön sagen aber bald geht es wieder los und wir freuen uns auf die nachte Tour mit unserem Womi "Clevere`le".

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